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27. Mai 2024

Das ABC der CO₂-Zertifikate: Wichtige Konzepte und Begriffe im Überblick

Die Anzahl Begrifflichkeiten, Schlagwörter, Regelwerke und Paradigmen im Bereich der Nachhaltigkeit nehmen stetig zu. Dies stellt eine beträchtliche Herausforderung für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Entwicklung von Klimastrategien für Unternehmen dar. Im Folgenden beleuchten wir einige Schlüsselbegriffe, die im vergangenen Jahr viel Aufmerksamkeit erregt haben, und gehen auf die zugrunde liegenden Diskussionen ein.

Klimaschutzprojekt

Beginnen wir mit dem Herzstück, dem Klimaschutzprojekt. Ein Klimaschutzprojekt ist die Umsetzung einer Projektaktivität zur Emissionsreduzierung, -vermeidung oder CO2-Entfernung. Pro Tonne CO2, welche durch ein Klimaschutzprojekt eingespart, vermieden oder entfernt wird, wird ein CO2-Zertifikat ausgestellt. Klimaschutzprojekte folgen einer bestimmten Methodik, welche genau beschreibt, wie das Projekt geplant, umgesetzt, überwacht, extern validiert und verifiziert werden muss. Die positive Klimawirkung wird gemäss der Methodik berechnet, wobei ein CO2-Zertifikat einer eingesparten, reduzierten oder entfernten Tonne CO2 entspricht. Die Methodik wird von einem international anerkannten Standard definiert und überprüft. Beispiele hierfür sind der Gold Standard oder der Verified Carbon Standard.

Es gibt mehrere Grundkriterien, welche jedes Klimaschutzprojekt erfüllen muss. Ein Beispiel dafür ist die Zusätzlichkeit (Additionalität). Diese verlangt, dass ein Klimaschutzprojekt nur dank den Erlösen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten umgesetzt werden kann. CO2-Zertifikate sind also ein Finanzierungsinstrument für die Umsetzung von standardisierten Klimaschutzprojekten, welche zur Reduktion oder Entfernung von Treibhausgasen beitragen. Die Käufer*innen von CO2-Zertifikaten dürfen einen Klimaschutzbeitrag für sich beanspruchen, da erst der Verkauf dieser Zertifikate das Projekt und damit die positive Klimawirkung ermöglicht. Der Vorteil von CO2-Zertifikaten ist, dass sie ein etabliertes und standardisiertes Instrument sind, welches vielen verschiedenen Akteuren ermöglicht, unkompliziert Klimaschutzprojekte zu unterstützen.

Avoidance

Klimaschutzprojekte, die zu einer Emissionsreduzierung oder -vermeidung führen, werden Avoidance-Projekte genannt. Beispiele für Projektaktivitäten sind Waldschutz oder die Verfütterung von Futtermittelzusatz, der bei Milchkühen den Methanausstoss vermindert. Weitere Beispiele finden sich in unserem Projektportfolio oder auf Anfrage.

Removal

Klimaschutzprojekte, die zu einer CO2-Entfernung führen, werden Removal-Projekte genannt. Beispiele für Removal-Projekte sind die direkte Entnahme von atmosphärischem CO2 durch Filter und dessen anschliessende geologische Einlagerung oder die Pyrolyse von organischen Abfällen und die Austragung der entstandenen Pflanzenkohle in der Landwirtschaft.

CO2-Kompensation

Kommen wir zum Konzept der CO2-Kompensation: CO2-Kompensationen beziehen sich auf Ausgleichsmassnahmen, die ergriffen werden, um die CO2-Emissionen, die durch menschliche Aktivitäten verursacht wurden, auszugleichen. Manche Unternehmen kommunizieren beispielsweise, dass sie den jährlichen CO2-Ausstoss ihres Betriebs «kompensiert» haben. Damit wollen sie sagen, dass sie Klimaschutzprojekte mitfinanziert haben, die zur Emissionsreduzierung oder -vermeidung in Höhe ihres CO2-Ausstosses geführt haben. CO2-Zertifikate ermöglichen es auf diese Weise Unternehmen und Einzelpersonen, aktiv und einfach zum Klimaschutz beizutragen.

Ausgleichsanspruch vs. Beitragsanspruch

Mit dem Anspruch aus gekauften CO2-Zertifikaten gehen Organisationen unterschiedlich um – was die Grundlage für kontroverse Diskussionen ist. Hierbei wird zwischen dem Ausgleichsanspruch und dem Beitragsanspruch unterschieden. Beim Ausgleichsanspruch wird von einer CO2-Kompensation ausgegangen. Dies beinhaltet die umstrittene Annahme, dass eine Tonne ausgestossene CO2-Emissionen einer Tonne CO2-Emissionen gleichgesetzt wird, welche durch ein Klimaschutzprojekt eingespart wird. Die CO2-Kompensation bedeutet jedoch nicht, dass keine Emissionen mehr stattfinden, sondern lediglich, dass an anderer Stelle die entsprechende Menge an Treibhausgasen reduziert wird. Dies ist ein zentraler Aspekt, von welchem teilweise behauptet wird, dass er nicht transparent kommuniziert wird. Ein häufiger Irrtum ist, dass der Kauf von CO2-Zertifikaten die Treibhausgasbilanz eines Unternehmens oder Produktes verbessert, was natürlich nicht der Fall ist.

Das Gegenstück zum Ausgleichsanspruch ist der Beitragsanspruch. Der Grundgedanke dabei ist, dass der Kauf von CO2-Zertifikaten nicht eine gleichwertige Kompensation von CO2-Emissionen ermöglicht, sondern vielmehr ein Beitrag zum Klimaschutz darstellt. Wer kommuniziert, dank dem Kauf von CO2-Zertifikaten zum Klimaschutz beigetragen zu haben, meint damit, dass durch den finanziellen Beitrag ein Klimaschutzprojekt mitfinanziert wurde, welches eine positive Klimawirkung hat.

CO2-Neutralität

Im letzten Jahr hat es im Schweizer Nachhaltigkeitsumfeld einen weitgehenden Bruch mit dem Ausgleichsanspruch hinter CO2-Zertifikaten gegeben, während der Beitragsanspruch mehr in den Fokus gerückt ist. Dieser Übergang ist noch nicht abgeschlossen – doch er ist darin sichtbar, dass zahlreiche Klimalabels nicht mehr von «Kompensation» oder «CO2-Neutralität» sprechen, welche auf dem Prinzip des Ausgleichsanspruchs basieren. Das Konzept der CO2-Neutralität beinhaltet nach gängigem Verständnis die Kompensation der eigenen Emissionen über CO2-Zertifikate. Dahinter steckt folglich der erwähnten Ausgleichsanspruch. Es gibt trotz den Kontroversen um die Neutralitätsbegriffe auch Akteure, wie einzelne Unternehmen oder Kantone, die am Begriff CO2-Neutralität festhalten, jedoch dessen Verständnis anpassen. Anders gesagt: Manche setzten CO2-Neutralität mit Netto-Null gleich.

Netto-Null

Netto-Null ist ein zentrales und unangefochtenes Klimakonzept, welches einen anzustrebenden Status beschreibt – den Status von Netto-Null Emissionen. Netto-Null setzt voraus, dass der eigene Emissionsausstoss stark reduziert werden muss. In diesem Zusammenhang wird häufig von Netto-Null Fahrplänen gesprochen. Nach dem Verständnis der breit akzeptierten Science Based Targets initiative (SBTi) setzt Netto-Null voraus, dass eine Reduktion der eigenen Emissionen um mindestens 90 % erreicht wurde. Die übrigen nicht vermeidbaren Restemissionen müssen zudem vollständig neutralisiert werden. Diese Neutralisierung geschieht durch das Binden von atmosphärischem CO2 und dessen langfristige Speicherung. Das bedeutet, dass für die Neutralisierung ausschliesslich CO2-Zertifikate aus Removal-Projekten verwendet werden können. Dadurch werden Emissionen aus der Atmosphäre entfernt und man hat unter dem Strich eine Netto-Null CO2-Bilanz.

Möchten Sie mehr über diese Themen erfahren? Haben Sie weitere Begriffe, welche wir aufnehmen sollten? Oder möchten Sie gerne Ihre Strategie für Klimaschutzbeiträge nach den neusten Best Practice überarbeiten? Melden Sie sich ungeniert bei uns – wir sind gerne für Sie da.

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